Sieht in der Ausrichtung auf ESG-Kriterien auch für den Immobiliensektor klare Wettbewerbsvorteile: Katrin Berger, Business Development Management bei PLANSITE. FOTO: PLANSITE

ESG-KONFORMITÄT BLEIBT THEMA

Statement von Katrin Berger, Business Development Management bei Plansite, zu ESG und Berichtspflicht

ESG steht für "Environmental, Social, Governance" und beschreibt Kriterien, die ökologische Nachhaltigkeit, soziale Verantwortung und eine gute Unternehmensführung in den Fokus rücken – sicherlich unstrittig zukunftsweisend. Doch aktuelle Entwicklungen werfen Fragen auf: Wie wirkt sich die aufgeweichte Berichtspflicht zur Nachhaltigkeit, insbesondere durch die Änderungen im Rahmen des EU-Omnibusverfahrens, auf ESG-konforme Immobilien aus? Und warum ist das Einhalten von ESG-Kriterien eventuell dennoch wettbewerbsfördernd?

Aspekte wie Energieeffizienz, Ressourcenschonung, soziale Inklusion und Transparenz in der Verwaltung: ESG-konforme Immobilien erfüllen nicht nur ökologische Standards, sondern tragen auch zur sozialen Gerechtigkeit bei und fördern eine verantwortungsvolle Unternehmensführung. Sie sind ein zentraler Bestandteil der EU-Taxonomie, die nachhaltige Wirtschaftsaktivitäten definiert und Investitionen in grüne Projekte fördert. Die aufgeweichte Berichtspflicht zur Nachhaltigkeit, vor allem durch die Änderungen im Rahmen des EU-Omnibusverfahrens, kann jedoch auch Auswirkungen auf ESG-konforme Immobilien haben. Denn durch den um rund 80 Prozent reduzierten Anwenderkreis für ESG-Berichtspflichten, sind die Anforderungen für viele Unternehmen gelockert. Dies bedeutet, dass weniger Immobilienunternehmen verpflichtet sind, detaillierte ESG-Berichte zu erstellen.

Auswirkungen auf Immobilien
Für ESG-konforme Immobilien könnte dies die Transparenz und Vergleichbarkeit am Markt beeinträchtigen, da weniger standardisierte Daten verfügbar sind. Die Einführung der Berichtspflichten wurde verschoben, was dazu führt, dass Unternehmen mehr Zeit haben, sich auf die Anforderungen vorzubereiten. Damit nimmt der Druck auf Immobilienentwickler und Bestandshalter, ESG-Kriterien kurzfristig umzusetzen, ab. Und auch langfristig könnte dies die Dynamik bei der Umsetzung nachhaltiger Maßnahmen verlangsamen. Die Reduktion der Angabepflichten und die Streichung sektorspezifischer Standards könnten dazu führen, dass ESG-konforme Immobilien weniger differenziert bewertet werden. Dies erschwert es Investoren, fundierte Entscheidungen auf Basis von ESG-Kriterien zu treffen.

Warum sich der Fokus auf Nachhaltigkeit trotzdem lohnt
ESG-Kriterien sind jedoch deutlich mehr als ein Regularium. Viele Unternehmen haben ESG-konforme Strategien nicht nur eingeführt, weil sie dazu gesetzlich verpflichtet sind, sondern weil nachhaltiges Handeln konkrete Vorteile bringt: Es minimiert Risiken, stärkt das Image und schafft Vertrauen bei Kunden sowie Investoren. Auch wenn regulatorische Anforderungen gelockert wurden, bleiben ESG-Kriterien ein entscheidender Faktor für die langfristige Wettbewerbsfähigkeit. Es ist keine bürokratische Last, sondern ein strategisches Muss in einer zunehmend nachhaltigkeitsorientierten Wirtschaft. Gerade jetzt, da der Druck kurzfristiger Berichtspflichten nachgelassen hat, bietet sich Unternehmen die Chance, ESG-Strukturen ganzheitlich und vorausschauend aufzubauen. Durch freiwillige Berichte wird Transparenz erhöht, die Vergleichbarkeit verbessert und das Vertrauen der Stakeholder gestärkt. Unternehmen können sich in dieser Phase als Innovationstreiber und Gestalter der nachhaltigen Transformation positionieren – das gilt auch für den Immobilienbereich. Überdies ist absehbar, dass die nächste Welle an ESG-Regulierungen kommen wird. Werden jetzt ESG-Kriterien vernachlässigt, muss später unter Zeitdruck reagiert werden. Wer somit jetzt die Zeit nutzt, um seine ESG-Strategien gezielt weiterzuentwickeln, verschafft sich einen klaren Vorsprung und ist besser auf kommende Herausforderungen vorbereitet. Investitionen in ESG-konforme Immobilien sind somit langfristig zukunftsfähiger. Auch aus wirtschaftlicher Sicht ist ESG ein entscheidender Erfolgsfaktor. Denn Nachhaltigkeit verschafft einen echten Wettbewerbsvorteil: stärkere Reputation, geringere Kosten durch effizientere Ressourcennutzung und ein höheres Vertrauen von Investoren. Unternehmen, die freiwillig umfassende ESG-Berichte erstellen, können sich somit von der Konkurrenz abheben und als Vorreiter positionieren.

Die gelockerten Berichtspflichten mindern somit vielleicht kurzfristig den Druck auf Immobilienunternehmen, ESG-Kriterien umzusetzen. Langfristig bieten ESG-konforme Immobilien jedoch ein Wettbewerbsvorteil. Zudem bietet die freiwillige Berichterstattung eine Chance zur Differenzierung.